Schlichter Rahmen für das Weltkulturerbe "Zollverein" 

Eine Verbesserung des näheren Umfelds ist dringend nötig!. 

Dieter Frey


Der Ist-Zustand

Stoppenberg/Katernberg. Das allseits bekannte Weltkulturerbe Zeche Zollverein erreicht man über die Gelsenkirchener Straße oder aus der Essener City über die Stoppenberger Straße. Beide Straßen verkörpern im Aussehen die Zeit des Bergbaus. Sie sind Schmuddelecken, wahrlich keine Schönheiten. Das soll sich ändern. Eine Analyse und Vorschläge wurden jetzt öffentlich. Ein Mix aus Altbauten und 60er-Jahrebau zwischendrin auch mal etwas aus der Zeit der Jahrtausendwende, so sehen die Straßenzüge aus. Was störe, sei das Ungepflegte, der Schmutz, fehlendes Grün und unzählige Graffiti und Schmierereien, so der Ist-Zustand laut Expertise des Architeturbüros Hummert aus Dansweiler. Anreisewege, die eines Weltkulturerbe nicht würdig seien, die Besucher eher abstoßen könnten, so die Meinung von Besuchern, aber auch von Bezirksregierung und dem NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung.

Negativbilanz

Letztere forderten die Stadt Essen mehrfach zum Handeln auf. Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein zieht im Jahr immerhin mehr als 1,5 Millionen Besucher an. Während das Zechengelände zu einem lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort entwickelt wurde, blieb das direkte Umfeld im Stil aus der aktiven Bergbauzeit stecken. Dabei wurde auf Modernisierung und Pflege der umliegenden Ortsdurchfahrten wenig Wert gelegt. Erst nach mehrfacher Aufforderung, sich diesem Thema zu widmen, wurde die Verwaltung tätig. So beschloss der Rat 2020 das “Integrierte Entwicklungskonzept Stadtbezirk VI/Zollverein“. Wichtige Komponente dieses Konzeptes ist das Projekt “Realisierungskonzept zur Aufwertung von Hauptstraßen”. Das Papier des Architekturbüros benennt die Defizite knallhart: Der momentane Zustand zeige Vernachlässigung, Unordnung, Uneinheitlichkeit, Verschmutzung, Pflegerückstand sowie städtebauliche Uneindeutigkeit und mangelnde Wertschätzung. Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man die Stoppenberger Straße entlang geht. Der Stiftsbrunnen ist außer Betrieb, das Grün drumherum verwildert. Einen Gärtner haben die Pflanzen auf dem

Hoffnungslos

Letztere forderten die Stadt Essen mehrfach zum Handeln auf. Das Weltkulturerbe Zeche Zollverein zieht im Jahr immerhin mehr als 1,5 Millionen Besucher an. Ortswechsel: 200 Meter weiter in Richtung Zollverein. Die Begrenzungsmauer des katholischen Friedhofs ist grau verschmutzt und mit Graffiti beschmiert. „Die Breite des Gehsteigs an der Ruhrbahnhaltestelle ist viel zu gering“, bemängelt Bezirksbürgermeister Michael Zühlke ein Ärgernis für Fahrgäste und Fußgänger. Ebenfalls beschmiert zeigt sich die Rückwand der dortigen Trauerhalle. Und so setzt sich das Bild fort bis in die Gelsenkirchener Straße. In diesem Bereich kommen zu Schmutz und fehlendem Straßengrün noch erhebliche Leerstände hinzu. „Die Eigentümer der Immobilien, meist Erbengemeinschaften oder Ausländer, haben meist kein Interesse an Verbesserungen und Investitionen“, ist Michael Zühlke durchaus frustriert. Man habe einiges versucht, ohne Erfolg. Das Urteil der Gutachter komme nicht überraschend. Wahrnehmbare Aufwertung und identitätsstiftende Maßnahmen sind die Zielsetzungen des vorliegenden Ideenkonzepts. Das Erreichen dieser Ziele werde allerdings schwerfallen, meint Zühlke, immerhin seien im Gutachten bereits sehr viele Verbesserungsmöglichkeiten als unrealistisch oder unverhältnismäßig eingestuft worden. So könnten wohl Schrottimmobilien und Leerstände kaum behoben werden, aber auch das Entfernen von Graffitis und Schmierereien sei aufwendig und teuer. Deshalb ist für Architekt Hummert unter anderem dieser Leitsatz wichtig: Besucher sollen in unverwechselbaren Straßenräumen mit hohem Wiedererkennungswert freundlich empfangen und begleitet werden. Das bedeutet konkret zum Beispiel einen durch farbliche Gestaltung hohen Wiedererkennungswert zu schaffen, das Umfeld mit Skulpturen aufzulockern und auch Lichtinstallationen z.B. an der Trauerhalle oder unter Brücken zu schaffen. Bei zur Verfügung stehenden drei Millionen Euro wird es für diese Maßnahmen schon eng. Und die Vorschlagsliste ist noch erheblich länger. Die Bezirksvertretung soll die Verwaltungsvorlage in ihrer Mai-Sitzung zur Kenntnis nehmen. Michael Zühlke kündigt aber an, dass das Gremium sicherlich zu dem Thema auch einige eigene Vorschläge einbringen wird. „Bisher sind wir in die Überlegungen nicht eingebunden gewesen.“ Für zusätzliches Grün an der Stoppenberger und Gelsenkirchener Straße laufe man bei der Bezirksvertretung offene Türen ein, da habe man auch Anträge über das 1000-Bäume-Programm gestellt.2 Auch der Erweiterung der Pflege und Sauberkeit in diesem Bereich stehe man positiv gegenüber.“ Für September ist eine Bürgerversammlung zu diesem Thema geplant, von der sich Zühlke weitere Impulse erwartet. 

 

Es gibt einen Plan

Der Projektplan sieht Folgendes vor: ▪ Farbkonzept für das Begleitsystem (Ruhrbahnmasten) ▪ Lichtkunst an der Trauerhalle Stoppenberg am Kapitelberg/Essener Straße und an Eisenbahnunterführungen ▪ aufwertende Verkleidung Beton-Friedhofsmauer Stoppenberg ▪ Neu-Nutzung von (ehemaligen) Werbeflächen durch typografische Installationen, z.B. mit Stahlplatten ▪ punktuelle Platzierung von Skulpturen ▪ Aufwertung des Straßenraums im Sichtbereich der Zeche (zwischen Einmündung Fritz-Schupp-Allee und dem Radwegeanschluss im Norden) ▪ Fassadensanierung WestNetz-Gebäude vor Zollverein ▪ Radwegeanschlüsse und Ziegelmauern ▪ Maßnahmenkatalog für praktizierte Wertschätzung (Revitalisierung des Stifts-Brunnens mit Begrünung, Schaufenstergestaltung leerstehende Ladenlokale, zusätzliches Grün)

👍

Weiter zum nächsten Thema

© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten. 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.